STAHLZEIT / DIVERGENT / mittendrin / Der Linie lang / Heavy Metal
Performances zu Skulpturen von Robert Schad
Zu den Skulpturen von Robert Schad arbeitete ich in Interaktion zu Echtzeit Kompositionen von Willehad Grafenhorst ab 2002. Der Musiker und Medienkünstler nutzt die Eigengeräusche der Stahlskulpturen als Grundlage für seine computergenerierten Klangräume, die Schwingungen der Skulpturen werden in den Kontext elektronischer Musik transzendiert, die Komposition bezieht sich auf Form und Material der Skulpturen, ohne sie zu illustrieren.
Meine Zusammenarbeit mit Robert Schad begann 1997 - eine Auswahl unserer Begegnungen:
Seippel Gallery - Johannesburg (2011)
Egon Schiele Art Centrum - Ceský Krumlov, CZ (2010)
Mönchehaus Museum, Goslar (2010)
Kunsthalle Ziegelhütte - Stiftung Liner Appenzell, Appenzell, CH (2010)
Kunstverein Reutlingen, Reutlingen (2009)
Kunstforum Schorndorf, Schorndorf (2007)
Ludwig Museum, Koblenz (2005)
Larians, Frankreich (2004)
Skulpturengarten, Lehnin (2003)
Pfalzgalerie, Ludwigshafen (2003)
Kunst-Raum-Akademie, Weingarten (2002)
- bis 2000 mit dem Musiker Wolfgang Schliemann -
Theater Ravensburg mit CAPUK, Ravensburg (1999)
Maria-Regina-Kirche mit divergent, Fellbach (1998)
Seippel Gallery - Johannesburg (2011)
STARR - BEWEGT (10. Oktober 2009)
Wir haben die Arbeit mit den Skulpturen von Robert Schad erweitert. Uns hat interessiert, wie die großen und schweren, dabei aber auch ganz leicht wirkenden Gebilde, in Verbindung mit Videobildern ihren Ausdruck entfalten.
Die Gelegenheit bot sich in der Kunsthalle des Kunstvereins in Reutlingen. Ein interessanter Raum und die Vorgabe, innerhalb der Reutlinger Kulturnacht zwei Performances durchzuführen, brachte uns auf die Idee, neben den Ebenen Tanz und Musik eine dritte (Video)Ebene hinzuzufügen. Das Ergebnis war ein völlig neues Raumgefühl, eine neue/andere Sicht und Verbindung mit Schad's Skulpturen...
Der tanzende Körper war noch mehr Skulptur, war schwimmend gleich und durch Schatten vervielfältigt, manchmal nicht mehr mit dem realen Körper in Verbindung zu bringen...
Es war unglaublich still im Raum, nur die Klänge der Musik, Schritte und Atem des Tanzes durchzogen ihn, dass Publikum schaute gebannt zu.
"Liebe Frau Kwiatkowski, für Ihr Mitwirken zum Gelingen der Kulturnacht möchte ich mich herzlich bei Ihnen und Herrn Grafenhorst bedanken. Durchweg positive Stimmen habe ich von den Besuchern von Ausstellung und den Performances gehört. Herzliche Grüße Clemens Ottnad"
Fotos: Jürgen Wittke
(Weitere Fotos sind in der Galerie zu sehen.)
Linien aus Stahl und Körper
Tanzperformance mit der Berlinerin Fine Kwiatkowski im Ludwig Museum
KOBLENZ. "Tänzerisch", "Ballerina": Die Assoziationen, die junge Museumsbesucher auf bunte Zettelchen geschrieben haben, treffen im Fall der gegenwärtig im Ludwig Museum gezeigten Skulpturen des Robert Schad den Nagel auf den Kopf. Viele der aus Vierkantstahl geschaffenen Arbeiten scheinen tatsächlich zu tanzen, mal spielerisch, mal aggressiv. Skulpturen, die tanzen - eine Tänzerin, die zur Skulptur wird: Deutlich wurde dies nun bei der Tanzperfomance der Berlinerin Fine Kwiatkowski, mit der Schad schon mehrfach zusammengearbeitet hat.
Klein, zierlich, mit fast kahl geschorenem Kopf, ganz schwarz gekleidet liegt sie zusammengekauert wie ein Embryo neben einer nestartigen Skulptur auf dem Boden. Langsam setzt elektronische Musik (Willenhad Grafenhorst) ein - unterschwelliges Brummen, über das sich eine Art Herzschlag legt. Er wird lauter, belebt behutsam die Tänzerin. Ein Arm, ein Bein bricht die geschlossene menschliche Figur auf, reckt sich, dem Stahl gleich, in die Höhe. Und fallt wieder zurück, Gliedmaßen, die ihrerseits Kreise formen, in direktem Bezug auf Benachbartes.
Tanz wird zum intensiven improvisatorischen Dialog mit Skulptur, zur Formfindung aus Körpematerial. Mal bewegt sich Fine Kwiatkowski ruckartig, robotergleich. Das ist Gestaltwerdung, die (selbst-)quälerisch Glieder abstrakte, kantige Formen zwingt, zu Klängen, die betont kühl und technisch wirken, zu knarrenden, knirschenden Geräuschen. Mal entfaltet sich ihr Körper blumengleich, wie befreit von aller Schwere, befreit von allen Grenzen des mit menschlichen Gelenken eigentlich Machbaren. In einem Moment verschmilzt die Tänzerin mit einer Skulptur, die baum-gleich aus dem Boden herauswächst. Im anderen zuckt sie vor einer aus spitzen, dreieckigen Elementen bestehenden Installation zurück, um im nächsten die stählernen Linien nachzuzeichnen. Das Publikum folgt ihr gebannt durch die Ausstellung.
"Sie haben mir erst einen Zugang zu den Skulpturen eröffnet." Wörtlicher lässt sich Annäherung an Kunst auch kaum verstehen. Und körperlich spürbarer ist sie kaum nachvollziehen.
Lieselotte Sauer-Kaulbach, Rhein-Zeitung, 20.05.2005