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Leuchtstoff

Experimentalfilm,
13 min, D 2003

Regie, Drehbuch, Kamera, Musik:
Michael Vorfeld

Schnitt:
Sala Deinema

Ton:
Michael Walz

Darstellerin:
Fine Kwiatkowski

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Presse

Eine Frau (Fine Kwiatkowski) steht im Dunklen. Als einzige Lichtquelle dienen ihr Leuchtstoffe, die sie selbst in der Hand hält und langsam bewegt. Sie beleuchtet ihr Gesicht und ihren Körper, ohne jedoch damit allzu viel von sich zu offenbaren. Alle Bilder sind in Schwarz-Weiß gehalten, die Leuchtstoffe (manchmal eine Taschenlampe, manchmal zwei ballgroße Glühbirnen, dann wieder eine Neonröhre) erhellen stets nur Teilausschnitte des Körpers, da sie nur direkt an den Konturen der Frau entlang bewegt werden.

Wie meistens bei experimentellen Filmen, beginnt man nicht zuletzt aus dem Grund, dass die Bilder scheinbar monoton in einem bestimmten Rhythmus andauernd wiederholt werden, sich eingehender mit dem Gesehenen zu beschäftigen. Diesen Effekt ruft auch „Leuchtstoff“ des deutschen Musikers und Künstlers Michael Vorfeld hervor. Man folgt mit den Augen den langsamen, teils kreisenden Bewegungen der Lichtquellen und betrachtet die Ausschnitte der Frau, die zu sehen sind. Die Gedanken beginnen aber bereits abzuschweifen.

Die Bewegungen haben etwas Hypnotisches, beinahe Poetisches, die Musik verstärkt diesen Eindruck. Obwohl jeweils nur Teile des Körpers und des Gesichts zu sehen sind, entsteht eine gewisse Symbiose zwischen der Lichtquelle und der Figur, entwickelt die Frau ein starkes Körperbewusstsein, eine Nähe zu sich selbst als auch eine „Sehnsucht“ nach dem Licht, die der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen einmal als „des Lebens Gebot“ bezeichnete.

Vorfeld spielt in „Leuchtstoff“ mit den Grenzen zwischen Licht und Schatten. Wo das wenige, aber dafür starke Licht hinfällt, wird die stumpfe und einheitliche Finsternis aufgebrochen, wird Platz für ein wenig Erkenntnis, die aber ebenso schnell wieder im dichten Dunkel der Umgebung versinkt, wenn die Lichtquelle weiter wandert. Goethe schreibt im Götz von Berlichingen, „wo viel Licht ist, ist starker Schatten“. So wird die Licht-Performance zur Herausforderung, zur scheinbar schlichten Suche nach etwas Fassbarem, zur Bewusstseinsfindung.

Michael Vorfeld arbeitet im Bereich improvisierte Musik und Klangkunst, macht Lichtinstallationen und –aktionen und auch Foto- sowie Filmarbeiten. Der Berliner Künstler zeichnet sich durch eine umfangreiche Konzert-, Performance- und Ausstellungstätigkeit in Europa, den USA und Südostasien aus. Dass ein Schwerpunkt seiner Arbeit auf der Musik liegt, merkt man dem Experimentalfilm an, der nicht unwesentlich Kraft aus seiner umfassenden und genau abgestimmten Klangwelt schöpft.

An der funktionalen Einsatzweise der Kamera und des Schnitts erkennt man auch, dass Film nicht unbedingt das primäre Aktions- und Ausdrucksmedium des Künstlers ist. Im Mittelpunkt stehen Fine Kwiatkowski und das Licht, spezielle Kamerapositionen oder Schnitttechniken waren in dem Konzept offensichtlich nicht vorgesehen und wären auch unnötig. Die Bilder erfüllen ihren Zweck, bleiben hängen und lösen Gedanken aus – sie funktionieren, egal ob man den Film nun eher poetisch oder eher philosophisch betrachten mag.

Fazit: Der deutsche Künstler Michael Vorfeld bettet in seinem Experimentalfilm „Leuchtstoff“ eine Frau in völlige Dunkelheit ein. Verschiedene Lichtquellen erhellen ausschnittsweise Teile des Körpers und des Gesichts, die Bewegungen und Ausschnitte wiederholen sich. Vorfeld arbeitet mit Licht und Schatten und einer auf den Film abgestimmten Klangwelt, die tausende Gedanken auslösen.

Daniel Ebner

 

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RHIZOM TanzPerformanceTheater Fine Kwiatkowski