The prison in Guantanamo, USA, was called camp xray. When the capacity was exceeded, camp xray was replaced by camp delta.
„X-Ray“ deals with the estrangement of man in a globalized world, with the terror through the everpresent bombing with clichés where the own experience becomes only a poor imitation of the advertisement world. man is degraded to a consuming machine, not being able to show solidarity with his/her own kin anymore.
first appearance: february, 20th, 2004, Los Talleres, Mexico City
Terrorisiert, gestürzt, improvisiert
Für die US-amerikanischen Militärs, die sich mit grotesker Fantasie beim Betiteln von militärischen Operationen auszeichnen und das berüchtigte Gefangenenlager auf Guantanamo bis 2002 "Camp X-Ray" nannten, ist der Röntgenstrahl eine "Metapher" für die Rundum-Aufsicht der Gefangenen, die in vergitterten Käfigen hocken müssen. Ein Thema, das zur Anklage über die Verletzung der Menschenrechte schreit, doch auch mehr sein kann - wie das intermediale Projekt "X-Ray" der Tänzerin Fine Kwiatkowski, des Videokünstlers Willehad Grafenhorst und des Klangkünstlers Reinhart Hammerschmidt im projekttheater zeigte.
Entfremdung, der Mensch als Element einer Masse, Terror durch Bilderflut und Konsumdiktat - das sind weitere Wunden, die von den drei Künstlern am Körper des modernen durchsichtigen Menschen diagnostiziert wurden. Der Mensch als blankes Individuum, wortwörtlich beschattet von seinem mal gleich großen, mal riesigen Abziehbild auf der Leinwand. Das filmische Material verwandelt die Leinwand in einen Hintergrund aus beweglichen Farben, von gelb bis blutig, zeigt Menschenmengen, überreizt die Sinne durch rasante Schnitt-Collagen.
Nicht gerade beruhigend wirkt auch die schrille elektronische Klangkulisse von Reinhart Hammerschmidt, die zum Ende des ersten Teils ein paar Schritte in die Zone des Unerträglichen wagt. Die Tänzerin ergänzt die mediale Wahrnehmung durch ihre eindringliche Körpersprache. Sie bewegt die Arme wie Flügel und scheint sich per Video über die Köpfe der Menschenmenge hinauf zu schwingen. Oder sie funktioniert die Arme zu einem bedrohlich rotierenden Rad um. Nach der dröhnenden Elektronikorgie wirkt die anfängliche Stille des zweiten Teils fast unerträglich. Fine Kwiatkowski zeigt nun den isolierten Menschen als halbnackte Kreatur mit jener Körperpräsenz en miniature, die sie so meisterhaft beherrscht ...
Bistra Klunker, Dresdner Neueste Nachrichten, 27.04.2005